Die
Glühwürmchen als mäßiges Beruhigungsmittel Der
moderne Mensch hat einfach schwer, besonders aber wenn er in
Dortmund lebt. Der Mann von heute, schon die Bezeichnung dient
manchen "Soziologen" a' la Buderus oder
Dembowski zur Äußerung der Mißbilligung, ist nicht mehr so
richtig Herr im eigenen Hause, die Frau von heute kann weder
kochen, noch mal still sein, noch lieb sein, noch läßt sie
ihn in Ruhe Fußballgucken wie einst Ekel Alfred, denn eher
ist auch nicht mehr starker Eisenbieger im Stahlwerk, der
Meister oder Schichtführer unter Tage; er ist Sales Manager,
Systemoptimierer oder Key Produkt Designer und selbst
Anglisten verstehen unter solchen Bezeichnungen nur Bahnhof.
Sie zerrt ihn nachmittags durch Schuhläden, daß es Blasen
gibt und er muß ihre zu engen Klamotten toll finden, doch er
sehnt sich nach Weißkeinersogenau und nach der alten Borussia,
vom Borsigplatz, als sie noch mit den großen Heroen spielt
damals 1966 oder auch 1989 mit Frankie Mill und Nobsche Dickel.
Das waren noch echte Männers. Heute ist auch das nicht mehr
so ganz wie früher, denkt sich der smarte
Dienstleistungsschwächling, der sowohl eine BVB-Dauerkarte
hat als auch ein Magengeschwür von Frau, Job und dem
ereignislosen Leben, das er nach außen runherum bejaht. Und
dann turnt bei seiner Elf der Addo rum, der laut Honeß in der
Zirkus gehört, und der macht sein Magengeschwür nicht
kleiner, eher schon die Tabletten, die er dagegen nimmt.
Scheiß Bayer Leverkusen!!! Aber dieser Samstag, an dem ihn
seine Frau mal nicht einspannt, da läßt Borussenhorst
mächtig die Sau raus. Etwas wenigstens. Mal wieder Jeans
tragen, kein Lightbiertrinken und keine Gespäche über
Geldanlagen,Temperaturmethoden, Aktien, sondern echter harter
Männersport. So sollte es sein. Leider ist Samstag diesmal
Freitag und Horst Paschemski nimmt seinen reservierten Platz
ein und sieht sich selbst. Spieler als Dienstleistungsgeber
(an guten Tagen) mit soft skills, die erst mal kalkulieren, ob
sich die Grätsche lohnt. Kämpfen,ne hab doch schon meine
Schäfchen im Trockenen. Die Fußballprofis als die Zicken der
Gegenwart. Die Bochumer tragen zwar den Homofummel nicht
mehr, aber die spielen gegen Rosicky doch anders als die
Bayern, die man vor zwei Wochen von der Kette ließ. Horst ist
sauer. Sein Team bricht sich einen ab gegen die Bochumer, die
bemitleidenswerter 18. sind. Da wird Horst froh, denn ihm wird
klar, es gibt noch mehr Mittelmaß und Langeweile als sein
Selbst. Zack Bum. 1-0 für Bu-Bums-bums-Borussia. Rosickys
Freistoß zischte in den Winkel. Er springt auf, blickt
feixend in Richtung Bochumer Block, den Bierbecher in der
Hand, wo die Polizei exessiv den Knüppel schwingt. "Haut
drauf, auf die Wichser.....!", brüllt Horst und fühlt
sich ganz Mann. Einmal, ganz kurz, bis ihm einfällt, was für
ein Mischwarenkonzern seine Dortmunder sind, fast wie er auch.
Verkaufen,was man hat. Er denkt an Fanrtikelkaufhäuser,
Glühwürmchen und Abführmittel. Ne, wat war dat schön
früher, als Männer noch echte Männer waren. Die Geschichten
sind wohl überall gleich.
"Haut drauf, Kameraden", hallt
es durch die Konsumerlebniswelt Westfalenstadion. Horst ist
gerad auf dem Klo als Addo das 2-0 macht...Er hat mal wieder
Durchfall und der ist braun, nicht schwarz-gelb.
Tom, COMMANDO'93
(die Alte Blau-Weiße Garde)
Tip: 4-1 Euro!!!
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